Mexiko-Stadt, den 1. Oktober 2024
Liebe Freunde im Herrn,
das Jahr ist fast vorbei. Ich beeile mich, diesen Brief zu schreiben, damit Sie vor dem Weihnachtshetz einige Nachrichten lesen können.
Aus früheren Briefen wissen Sie von unserer Arbeit für Diözesanpriester. Diese Arbeit besteht vor allem darin, die materielle Not der Priester zu lindern, damit sie der Seelsorge mehr Zeit und Kraft widmen können.
In mehreren Fällen sorgen wir dafür, dass wirklich arme Priester einen zuverlässigen, wenn auch bescheidenen monatlichen Gehalt erhalten. In anderen Fällen helfen wir mit der Sanierung von Pfarrhäusern und sogar mit dem Bau von Pfarrhäusern, falls keins vorhanden ist. Das alles in mehreren Ländern in Lateinamerika und Afrika.
In Mexiko bieten wir auch eine Krankenkasse für Priester an, denn die meisten von ihnen haben keine Krankenversicherung, nicht einmal seitens des Staates. Ich habe von dieser Krankenkasse in meinem letzten Brief erzählt und kann berichten, dass die Sache ganz langsam, aber sicher vorankommt.
Mit Bezug auf diese Arbeit mit Diözesanpriestern haben wir in den letzten Monaten große Probleme mit unserem Zahlungssystem gehabt. Wir leben jetzt in einer digitalisierten Welt, und das hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass ein kleiner Verein wie KANELA Priestern auf der ganzen Welt mit einem kleinen monatlichen Beitrag helfen kann. Das machen wir über Internet-Zahlungssysteme, die es ermöglichen, auf preiswerter Weise kleine Beträge (wie zum Beispiel unser typischer Monatsgehalt von 200 €) transparent und schnell an Begünstigte zukommen zu lassen. Bei normalen Banküberweisungen wäre das ja nicht möglich bzw. von den Kosten her unerschwinglich. Ein einfaches Beispiel: Eine Auslandsüberweisung bei der Sparkasse kostet uns 15 €. Der Empfänger der Überweisung – in diesem Fall, der arme Priester – muss auch ein Konto haben, was in vielen Fällen die reinste Fantasie wäre (eine Bankfiliale im Urwald!). Aber auch wenn er ein Konto hat, muss er eine zusätzliche Bankgebühr zahlen, um eine Auslandsüberweisung zu empfangen. Diese Gebühren belaufen sich auf von 15 bis 50 €, je nach Bank und Land. Dazu verliert man bei Banküberweisungen auch am Wechselkurs, den die Banken immer zum eigenen Vorteil kalkulieren. Das heißt: Bei einer Auslandsüberweisung mit einer normalen Bank zahlt man insgesamt zwischen 30 und 80 € Bankgebühren und verliert zwischen 5 und 10 € an Wechselkurstuscherei, sodass der Priester statt 200 € im Monat nur 165 € (im besten Fall) oder bis unten nach 110 € erhält. Eine moderne Form von Wucherei!
Die Option, jedem Priester nur einmal im Jahr seine Gesamtsumme zu überweisen und dadurch die ganzen Gebühren nur einmal im Jahr zahlen zu müssen, erweist sich als nicht besonders empfehlenswert. Das wären für lokale Verhältnisse sehr große Summen, es bestünde plötzlich die Gefahr von Raub. Darüber hinaus das Risiko, dass die Priester ohne erlernten Verwaltungssinn das Geld schnell ausgeben und plötzlich wieder mit dem gleichen Problem dastehen könnten: keine zuverlässige Einkunftsquelle.
Aus diesen Gründen benützen wir normalerweise für dieses Projekt Zahlungssysteme wie Western Union u.Ä. Sie verschicken kleinere Summen mit niedrigeren Gebühren (ca. 8 € im Schnitt) und verlangen KEINE Gebühr vom Empfänger. Der Wechselkurs ist auch bei diesen Diensten zum Vorteil des jeweiligen Dienstes ausgerichtet, aber dafür können wir nichts machen. Ein Nachteil ist, dass man bei diesen Verfahren sehr wenig mit echten Menschen zu tun hat, sondern mit digitalisierten Online-Systemen, die nach gewissen Algorithmen und Faustregeln handeln. Lange her ist die Zeit, an die viele von uns noch erinnern können: Man kannte seinen Bankkaufmann, bei besonderen Bedürfnissen oder Zwischenfällen war die Lösung mit einem Anruf erledigt.
Jetzt ist es so - und das geschieht bei jeder Bank und mit jedem Zahlungssystem, das wir benutzen, mindestens einmal alle zwei Jahre - dass unser Zugang zum Online-Banking plötzlich gesperrt wird, und wir müssen unzählbare Stunden dazu widmen, die Kanäle wieder aufzusperren.
Das ist Ende August geschehen, mit dem Zahlungssystem, das wir monatlich für über 20 Priester benutzen. Seit Ende August arbeiten wir an einer Lösung und haben den Zwischenfall für die Mehrzahl unserer Begünstigten schon beseitigt. So einen starken Ausfall hatten wir seit ein paar Jahren nicht und ich hatte vergessen, wie sehr das auf die Nerven gehen kann! Da habe ich mich in den letzten Wochen öfters an den Satz erinnern müssen, den ich als Seminarist ständig wiederholt bekam: „Im Weinberg des Herrn ist eine Stunde Geduld mehr wert als ein Tag des Fastens!“ Helfen Sie mit Ihrem Gebet, dass diese Schwierigkeit schnell völlig gelöst wird und unsere Begünstigten so schnell wie möglich die Hilfe bekommen, die sie brauchen!
Viel erfreulicher sind die Nachrichten über die Glaubensschule in Afrika. Unser Regionalkoordinator vor Ort in Südostafrika hat im Juli und August eine Rundreise zu verschiedenen Niederlassungen der Schule in Malawi und Sambia durchgeführt. Er hat verschiedenen Abschlussfeiern beigewohnt und konnte näher inspizieren, wie die Schule an jedem Ort gerade funktioniert. Dabei hat er auch den lokalen Schulleitungen geholfen, Probleme zu lösen und Pläne für die Zukunft zu machen. Es ist eine große Hilfe, Herrn Ignatius Mvula als Regionalkoordinator in Südostafrika zu haben. Ich lasse die Fotos für sich sprechen.
Mit Bezug auf die Glaubensschule in Afrika arbeiten wir an einem Kurzvideo – auch auf Deutsch – das die Situation der Kirche in Nigeria beschildert und erklärt. Dieses Video werde ich Ihnen zukommen lassen, sobald es fertig ist. Diese Art von Kommunikation unserer Missionstätigkeiten ist für mich etwas ziemlich Neues; ich habe mich aus verschiedensten Gründen lange dagegen gewehrt. Aber mit der Hilfe und der Überzeugungskraft von Freunden in den Vereinigten Staaten habe ich eingesehen, dass in unserer heutigen Welt dies ein wichtiges Kommunikationsmittel ist. Ziel dieses Videos ist es, die nötigen Mittel für die Transportkosten unserer Lehrer in Nigeria aufzutreiben, die sich auf ca. 60 € im Jahr pro Lehrer belaufen. Ich hoffe, dass Sie bald Gelegenheit bekommen, sich dieses Video anzuschauen.
In Kanada kommt auch unsere Fundraising-Arbeit langsam voran. Wir führen gerade den langwierigen Antrag auf die Steuerbefreiung durch. Ich kann Ihnen sagen, dass es bei Weitem das schwierigste Land ist, in dem ich bis jetzt diesen Vorgang gemacht habe. Ich hoffe aber sehr, dass wir mit Geduld und Gründlichkeit das Ziel erreichen, denn die Steuervorteile für unsere Wohltäter in Kanada wären beachtenswert. Auch ein Gebetsanliegen für Sie!
Wie ich im letzten Brief berichtet habe, hat die Farm in Nordwestmexiko dieses Jahr besonders schöne Ernten hervorgebracht. Aber die wachsende Unsicherheit im Land und die Tatsache, dass wir eine neue Regierung haben, machen den Weg vorwärts immer schwerer zu deuten. Ich bitte um Licht vom Heiligen Geist, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe. Er hat ohne Zweifel den Weg schon ausgedacht, den muss ich nur deuten!
Ich beende jetzt meinen Brief, in dem ich Ihnen eine beschauliche Adventszeit wünsche. Spirituell betrachtet sollte der Advent eine Zeit der Stille, der Erwartung und der Einkehr sein: Faktisch betrachtet kann es eine Zeit des Herumlaufens und der Ablenkung sein. Vielleicht nehmen Sie diese Zeilen als kleine Anregung dazu, auch im Advent kleine Momente der Stille zu verschaffen und zu verteidigen, damit Weihnachten uns nicht überrascht. Ich bete für dieses und all Ihre Anliegen! Ihr
Father Robert
P.S. Dieses Mal habe ich keinen Platz, um über das Werden der Vollzeitkatecheten in Guatemala und El Salvador zu schreiben. Ich habe trotzdem ein paar Fotos von ihrem Wirken in letzter Zeit hinzugefügt!
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